EMDR

von | 22. Okt.. 2024 | Allgemein

EMDR: Eine effektive Methode zur Verarbeitung von belastenden Erfahrungen

Vielleicht hast du schon einmal von EMDR gehört, aber was steckt eigentlich hinter dieser Methode und wie funktioniert sie?

EMDR steht für Eye Movement Desensitization and Reprocessing – auf Deutsch: „Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegungen“.

Diese Therapieform wurde in den 1980er Jahren von der Psychologin Francine Shapiro entwickelt und hat sich seitdem weltweit als eine der wirksamsten Methoden zur Behandlung von traumatischen Erlebnissen etabliert.

In diesem Blogartikel möchte ich dir erklären, wie EMDR funktioniert, wofür es eingesetzt wird und wie es dir dabei helfen kann, belastende Erfahrungen zu verarbeiten, mehr inneren Frieden zu finden und dich wieder lebendiger zu fühlen. 

Was ist EMDR?

EMDR ist eine hochwirksame, wissenschaftlich fundierte psychotherapeutische Methode zur Verarbeitung von Trauma & Traumafolgestörungen und belastenden Erinnerungen/Stresserleben.

Es zielt darauf ab, belastende Erinnerungen zu verarbeiten, die oft tief im Unterbewusstsein gespeichert sind und unser gegenwärtiges Leben negativ beeinflussen. Dabei kann es sich um traumatische Erlebnisse handeln, wie Unfälle, Missbrauch, Gewalt, aber auch um alltägliche belastende Erfahrungen, wie Trennungen, Mobbing oder andere negative Ereignisse.

Traumata sind oft Erlebnisse, die im Gehirn nicht vollständig verarbeitet werden können. Diese „unverarbeiteten“ Erinnerungen können später in Form von Flashbacks, Albträumen oder intensiven Angstzuständen wiederkehren.

Der Kern von EMDR besteht darin, den Klient:innen zu helfen, diese Erinnerungen auf eine gesunde Weise zu verarbeiten, um die damit verbundenen negativen Emotionen zu reduzieren.

Was EMDR besonders macht, ist die Kombination aus gezielten Augenbewegungen (oder alternativen bilateralen Reizen wie Töne oder Klopfen) und der fokussierten Auseinandersetzung mit den belastenden Erinnerungen. Die Methode geht davon aus, dass unser Gehirn die Fähigkeit hat, sich selbst zu heilen – ähnlich wie der Körper eine physische Wunde heilen kann. Durch die bilateralen Reize wird das Gehirn dazu angeregt, Erinnerungen neu zu verarbeiten, die vorher blockiert oder unvollständig abgespeichert waren.

Wie funktioniert EMDR?

Der Prozess von EMDR ist in acht Phasen unterteilt, die sorgfältig von einem Coach/Therapeut begleitet werden. Hier ein kurzer Überblick über den Ablauf:

  1. Anamnese und Behandlungsplanung: Gemeinsame Erarbeitung der belastenden Erinnerungen/Emotionen, die während der EMDR-Sitzung im Fokus stehen sollen.
  2. Stabilisierung und Vorbereitung: Sichere und vertrauensvolle Umgebung schaffen, Ressourcenaktivierung zur psychischen Stabilisierung.
  3. Fokussierung und Bewertung: Fokus auf die belastende Erinnerung, während der/die Klient:in gleichzeitig den Augenbewegungen oder abwechselnden Reizen (wie Klopfen auf den Handrücken) des Coaches/Therapeuten gefolgt wird. Diese bilateralen Reize sollen das Gehirn aktivieren und unterstützen den Verarbeitungsprozess.
  4. Desensibilisierung und Reprozessierung: Während der bilateralen Stimulation kann es passieren, dass die belastende Erinnerung emotional an Intensität verliert. Negative Emotionen wie Angst, Trauer oder Wut, die mit der Erinnerung verbunden sind, nehmen in ihrer Stärke ab. Durch die bilaterale Stimulation wird die Erinnerung auf eine neue Art und Weise „neu verarbeitet“. Das bedeutet, dass das Gehirn die Chance bekommt, die Erinnerung in einem weniger belastenden Kontext abzuspeichern. Oft treten dabei neue, positivere Perspektiven oder Einsichten auf.
  5. Verankerung: Zum Abschluss der Sitzung wird die neu verarbeitete Erinnerung im Bewusstsein gefestigt und mit positiven Gedanken oder Gefühlen verankert. Das Ziel ist es, dass die Erinnerung nicht länger als belastend wahrgenommen wird.
  6. Körpertest: Der Patient überprüft, ob die Erinnerung noch körperliche Spannungen hervorruft.
  7. Abschluss: Die Sitzung wird in einer beruhigenden Weise beendet.
  8. Überprüfung: Eventuelle Nachwirkungen der Sitzung werden beobachtet und besprochen. 

Wofür wird EMDR eingestezt?

EMDR wurde ursprünglich zur Behandlung von Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) entwickelt, wird aber heute für eine Vielzahl von psychischen und emotionalen Problemen angewendet. Dazu gehören u.a.:

  • Angststörungen und Phobien: EMDR kann helfen, spezifische Ängste (wie Flugangst, Prüfungsangst, Zahnarztangst) zu lindern, indem die zugrunde liegenden traumatischen Erfahrungen verarbeitet werden.
  • Depressionen: Oft sind Depressionen mit unbewältigten, negativen Erfahrungen aus der Vergangenheit verbunden. EMDR kann dazu beitragen, diese zu lösen.
  • Chronischer Stress und Burnout: Belastende Erinnerungen oder tiefsitzender Stress können durch EMDR neu verarbeitet werden, was zu mehr emotionaler Entlastung führt.
  • Selbstwertprobleme: Negative Glaubenssätze über sich selbst, die oft tief verwurzelt sind, können durch EMDR verändert werden.
  • Traumatische Erlebnisse: Von Unfällen bis hin zu Missbrauch – EMDR ist besonders wirksam bei der Verarbeitung von schweren Traumata.

Warum ist EMDR so effektiv?

Der Erfolg von EMDR liegt in der einzigartigen Weise, wie es das Gehirn dabei unterstützt, blockierte emotionale Prozesse zu lösen. Belastende Erfahrungen werden oft in unvollständig verarbeiteten Formen im Gehirn gespeichert. Das bedeutet, dass die emotionalen Reaktionen auf diese Erlebnisse, wie Angst, Stress oder Ohnmacht, weiterhin aktiv bleiben und unser Leben beeinflussen – oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

Was im Gehirn während EMDR passiert, lässt sich durch verschiedene neurologische und psychologische Prozesse erklären:

1. Verarbeitung von Trauma und emotionalem Stress

Traumatische Erinnerungen werden oft fragmentiert und unverarbeitet im Gehirn gespeichert, insbesondere in Arealen wie der Amygdala, die mit emotionaler Verarbeitung und der Verarbeitung von Bedrohungen verbunden sind. EMDR hilft, diese unverarbeiteten Erinnerungen in den präfrontalen Cortex zu integrieren, wo rationale und kognitive Verarbeitung stattfindet. Dadurch kann der Patient die belastenden Erinnerungen verarbeiten und in einen „normalen“ Kontext einordnen, was die emotionale Reaktivität verringert.

2. Reduktion der Amygdala-Aktivität

Die Amygdala, die für die Verarbeitung von Angst und Bedrohungen verantwortlich ist, wird durch traumatische Erinnerungen aktiviert. EMDR kann die Aktivität der Amygdala reduzieren, indem es dem Gehirn hilft, die emotionalen Reaktionen auf die Erinnerungen zu entkoppeln. Die bilateralen Stimulationen während der EMDR-Sitzung scheinen dabei eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem zu haben und fördern die Verarbeitung von traumatischen Inhalten.

3. Aktivierung des präfrontalen Cortex

Der präfrontale Cortex ist verantwortlich für kognitive Funktionen wie Planung, Entscheidungsfindung und Emotionsregulation. Während einer EMDR-Sitzung wird dieser Bereich stärker aktiviert, was dazu beiträgt, die traumatischen Erinnerungen zu rationalisieren und emotional zu entschärfen. Die verstärkte Aktivität im präfrontalen Cortex fördert die Reorganisation von Erinnerungen und die Neubewertung der traumatischen Erlebnisse.

4. Synchronisierung der Gehirnhälften

Die bilateralen Stimulationen, die typisch für EMDR sind (z. B. durch Augenbewegungen), fördern die Kommunikation zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte. Dies hilft, emotionale und kognitive Aspekte von Erinnerungen zu integrieren und die Verarbeitung von fragmentierten traumatischen Erlebnissen zu unterstützen. Die Synchronisierung zwischen den beiden Gehirnhälften kann helfen, die Stressantwort zu reduzieren und die Gedächtnisintegration zu fördern.

5. Neuroplastizität

EMDR nutzt die Neuroplastizität des Gehirns, also die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Erfahrungen zu verändern. Indem belastende Erinnerungen neu verarbeitet und mit weniger emotionalem Stress verknüpft werden, wird die neuronale Verbindung zwischen den emotionalen und kognitiven Reaktionen verändert. Dies führt zu einer nachhaltigeren und positiveren Reaktion auf früher traumatische Inhalte.

6. Ähnlichkeit zu REM-Schlaf

Es wird angenommen, dass die Augenbewegungen während EMDR den Augenbewegungen im REM-Schlaf ähneln, der für die Verarbeitung von Informationen und die Konsolidierung von Erinnerungen verantwortlich ist. Einige Studien legen nahe, dass EMDR den REM-Schlaf simulieren könnte, was dem Gehirn hilft, traumatische Erinnerungen zu „verarbeiten“ und neu zu organisieren, ähnlich wie es dies im Schlaf tut.

Ist EMDR für jeden geeignet?

EMDR ist eine wissenschaftlich fundierte Methode, die bei vielen Menschen erfolgreich angewendet wird. Allerdings ist es wichtig, dass die Therapie von einem speziell ausgebildeten Coach/Therapeut durchgeführt wird, da sie Fachwissen und Erfahrung erfordert. Besonders bei schwerwiegenden Traumata ist es essenziell, dass die Behandlung in einem professionellen Rahmen stattfindet und zuvor auf Kontraindikationen (z.B. aktive Psychose, Augenerkrankungen, akute Suizidalität) überprüft wurde.

Nicht jeder Mensch reagiert gleich auf EMDR, aber die Methode ist flexibel und kann an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. In den meisten Fällen zeigt sich eine deutliche Verbesserung bereits nach wenigen Sitzungen, doch es kann auch längere Behandlungszeiträume geben, je nach Schwere der Problematik.

Fazit: EMDR als kraftvolle Methode zur Heilung

EMDR ist mehr als nur eine Therapiemethode – es ist ein Werkzeug zur tiefgreifenden Heilung und emotionalen Befreiung. Indem wir belastende Erinnerungen auf eine neue, weniger schmerzhafte Weise verarbeiten, öffnen wir uns für mehr inneren Frieden und Lebensfreude. Für viele Menschen ist EMDR ein entscheidender Schritt auf dem Weg zu einem freieren, glücklicheren und erfüllteren Leben.

Wenn du das Gefühl hast, dass alte Verletzungen oder belastende Erfahrungen dein gegenwärtiges Leben beeinflussen, könnte EMDR eine Möglichkeit für dich sein, diese zu verarbeiten und loszulassen. Zögere nicht, dich über diese Methode zu informieren und Unterstützung zu suchen – der Weg zur Heilung steht dir offen.

Lebendige Grüße

Doreen

Als EMDR-Coach, psychologische & systemische Beraterin sowie Humanenergetik Mastercoach unterstütze ich dich dabei, die tieferen Ursachen zu verstehen. Besuche gern meine Webseite, für weitere Infos über mein Coaching-Konzept und meine Praxis in den Räumlichkeiten des lebendig-Ladens.

Hi, wir sind Doreen & Nico.

Wir sind die Gründer:innen des lebendig-Ladens in Berlin Adlershof.

Unsere Herzensangelegenheit ist es, dich zu erinnern. An den Kern deines Seins. Wir wollen Bewusstsein schaffen. Für die Wiederentdeckung der Lebendigkeit.